Das Jahr 2020 brachte unvorhersehbare und nachhaltige Veränderungen mit sich. Die Digitalisierung der deutschen Gesundheitsangebote hat, nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie, einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Ganz nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“.
Viele verschiedene Faktoren nehmen Einfluss auf die gesundheitspolitische Landschaft – ein nicht ganz unwichtiger ist die Bereitschaft der deutschen Patienten, digitale Gesundheitsangebote zu nutzen. Eine neue Studie des Digitalverbandes Bitkom hat nun genau diesen mentalen Status quo untersucht. Die wichtigsten Daten und Fakten fassen wir für Sie in dem folgenden Blogbeitrag zusammen.
Gesundheits-Apps, elektronische Patientenakte & E-Rezept: von der Zukunft in die Gegenwart
„Was lange währt wird endlich gut“, diese Aussage trifft (so bleibt zu hoffen) in Gänze auf die seit Jahren in den Kinderschuhen steckende Digitalisierung des deutschen Gesundheitssektors zu. Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer am Horizont der lethargischen Gesundheitspolitik. Seitdem in Kraft treten des „Digitalen Versorgungs-Gesetzes“ (DVG) im Oktober 2020 können Ärzte in Deutschland erstmals Gesundheits-Apps für das Smartphone verschreiben. Anfang des nächsten Jahres folgt dann die Einführung der elektronischen Patientenakte. Im Jahr darauf wird das E-Rezept zur Pflicht.
Gerade noch rechtzeitig scheint uns eine Pandemie darauf Aufmerksam gemacht zu haben, dass der demografische Wandel und der akute Fachkräftemangel des Medizinsektors ohne eine Digitalisierung des Gesundheitssystems nicht erfolgreich bewältigt werden kann.
Ähnlicher Ansicht sind auch Deutschlands Patienten – demnach sagen rund zwei Drittel (65 Prozent) es sei mehr Tempo beim Ausbau digitaler Gesundheitsangebote nötig. 60 Prozent sind sogar der Meinung, Deutschland hinge im Vergleich zu anderen Ländern bei der Digitalisierung des Gesundheitssystems zurück. Die Bereitschaft der Endverbraucher scheint also vorhanden. Doch wie sieht mit der realen Umsetzung aus? Setzen die Patienten ihre Forderung in die Tat um?
Die Videosprechstunde – Nachfrage im Jahr 2020 drastisch gestiegen
Ein flächendeckender Einsatz von online-Videosprechstunden schien noch im Dezember des vergangenen Jahres weit entfernt klingende Zukunftsmusik zu sein. Mittlerweile hat jeder Achte (13 Prozent) schonmal eine Videosprechstunde bei einem Arzt oder einem Therapeuten wahrgenommen. Und das Gute ist: wer einmal mit der Videosprechstunde behandelt wurde, will diese unbedingt erneut in Anspruch nehmen. Lediglich ein Prozent der Befragten Videosprechstunden-Nutzer sagte aus, davon absehen zu wollen.
Auffällig ist zudem die enorme Bindung der Patienten zu Vertrautem: 97 Prozent aller Befragten gaben an, die Videosprechstunde über den eigenen, bekannten Hausarzt durchzuführen. Vertrauen spielt also offenkundiger Weise eine entscheidende Rolle.
Auch das Resümee der Patienten ist sehr positiver Natur, so beurteilen 87% ihre Erfahrung mit dem online-Arztbesuch als „gut“ oder sogar „sehr gut“.
Jene, die bislang den digitalen Gesundheitsangeboten gänzlich fernblieben, verfügen grundsätzlich über eine große Offenheit, dies in Zukunft zutun: fast jeder Zweite (45 Prozent) kann sich vorstellen, künftig eine Videosprechstunde wahrzunehmen.
Corona-Sorge als maßgeblicher Antriebsfaktor
Eine weitere wichtige Erkenntnis, die aus der Studie gezogen werden kann, ist diese: für die meisten Menschen war das Corona-Virus der ausschlaggebende Punkt, die Videosprechstunde zu nutzen. 85 Prozent sorgen sich vor einer Infektion mit Covid-19. 41 Prozent haben Angst sich im Wartezimmer mit einer anderen Krankheit anzustecken.
Fazit
Die Zahlen stellen es Eindrucksvoll unter Beweis: Deutschlands Patienten sind nicht nur bereit für digitale Gesundheitsangebote, sie fordern diese mehr und mehr aktiv ein.
Dennoch sieht sich die Digitalisierung mit entscheidenden Herausforderungen konfrontiert. Besonders der bürokratische Aufwand, muss reduziert werden. Auch der Datenschutz des einzelnen Patienten wird eine entscheidende Rolle spielen.
In den kommenden Monaten wird sich im Wirrwarr der diversen Determinanten herauskristallisieren, wie Deutschland fortan das Thema „Digitalisierung des Gesundheitssektors“ angeht. Denn eins steht schon jetzt fest: ohne flächendeckende digitale Gesundheitsangebote wird es früher oder später zu einem Kollaps kommen.
Auf Grundlage dieses Beitrages, werden wir für Sie untersuchen, inwieweit Deutschlands Ärzte, Heilmittelerbringer und Therapeuten bereit für digitale Lösungsansätze sind und welche Vor- und Nachteile diese mit sich bringen. Fortsetzung folgt.